Wir brauchen die Europäische Dekade der Verkehrswende

Die Europäische Woche der Mobilität müsste eigentlich umbenannt werden. Streng genommen brauchen wir die Europäische Dekade der Verkehrswende. Und wie es so üblich ist bei einer Wende, bleibt es dann dabei. Kritiker mögen diesen Ansatz zu radikal finden. Ich kann nur darauf hinweisen, dass der Weltklimarat uns aktuell sehr deutlich ins Stammbuch geschrieben hat, dass wir jetzt handeln müssen. Die Klimakrise pausiert nicht, weder für die Autobranche, noch für den Einzelhandel und sein Weihnachtsgeschäft und schon gar nicht für den SUV-Fahrer.

Die Verkehrswende spielt dabei eine sehr große Rolle. Das liegt an dem starken CO2-Anteil des Sektors und der Tatsache, dass die Autos technisch zwar sauberer werden, auf den Straßen aber immer mehr und immer größere Pkw unterwegs sind. Die Einsparung ist damit gleich null. Darum haben wir gar keine andere Chance, als den Straßenraum umzuverteilen. Es ist nicht mehr zu verantworten, immer mehr Straßen zu bauen, Autobahnen zu verbreitern, mehr Parkhäuser zu errichten und der Forderung „freie Fahrt für freie Bürger“ zu folgen. Wir brauchen im wahrsten Sinne des Wortes Leitplanken. Das ist sicherlich ein generelles Tempolimit von 130 auf Autobahnen, Tempo 30 innerorts, höhere Spritpreise und Besteuerung auf die Größe des Autos. Und das ist auch keine Verbotspolitik, sondern verantwortungsbewusstes Handeln, was von Politikerinnen und Politkern erwartet werden muss. Denn wie gesagt: Die Klimakrise pausiert nicht.

Gleichzeitig müssen wir diese Verkehrswende weg vom Auto attraktiv begleiten. Dafür planen wir in Bremen Fahrradpremiumrouten, haben wir momentan Verkehrsversuche auf der Martinistraße, am Wall und auf der Humboldtstraße, werden Fahrradbrücken kommen, haben wir das Fahrradquartier erfunden und in der Neustadt und im Ellener Hof umgesetzt, dafür sind wir bundesweit ganz vorne beim Carsharing dabei und dafür haben wir ganz neue Straßenbahnen und planen eine schnellere Taktung des ÖPNV und ein neues, wesentlich kostengünstigeres Ticketsystem. Und wir sind deutscher Meister in der Fahrradmobilität.

Dennoch sind Veränderungen in Kommunen und bei Menschen immer wieder ein schwieriges Thema. Schließlich müssen wir uns dabei alle ein Stück weit von unserem Alltag lösen. Wir müssen uns flexibel zeigen. Wir müssen teilweise auch lieb gewordene Gewohnheiten über Bord werfen. Das tut weh. Und dafür brauchen wir dann doch wieder die Europäische Woche der Mobilität. Denn dabei können wir die Menschen behutsam mitnehmen auf die neue Reise. Und dort können wir die Menschen für neue Dinge begeistern. Zum Beispiel mit der Hochstraßentour. Das ist ja noch keine Verkehrswende. Das ist erstmal nur ein kleines Abenteuer. Fahren wir los!

Ihre Maike Schaefer

Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau